, ,

Interview: Ivana Teklic & ihr Weg als Model

Im Juni 2014 schied Ivana im großen Live-Finale von Germany’s next Topmodel aus und belegte den dritten Platz. In derselben Nacht erschien Stefanie Giesinger auf dem Cover der deutschen Cosmopolitan, doch gerade für Ivana war dies der Startschuss für eine internationale Modelkarriere. Bereits in der Show konnte sie für Kaviar Gauche und Rebekka Ruetz auf der Berlin Fashion Week laufen – der Laufsteg war Ivanas Metier!

Über Instagram schrieb ich Ivana eine Nachricht und fragte für ein Interview an. Es ist mir eine Ehre, euch nun Ivana Teklic und ihren Weg als Model vorstellen zu dürfen.

Bereits im Beitrag Erfolgreich ohne den Titel Germany’s next Topmodel habe ich über Ivana und Ihre Karriere danach berichtet. Nun, nach über 10 Jahren, erzählt Ivana in einem exklusiven Interview über Ihre Zeit bei GNTM, aber vor allem über die Zeit danach. Sie trennte sich schnell von Günther Klums Agentur und kam bei Louisa Models in München unter Vertrag.

Es folgen einige Highlights ihrer Karriere – ein kleiner Vorgeschmack, worum es im Interview gehen wird.

Ab 2:36 ist Ivana auf dem Laufsteg von Just Cavalli zu sehen.

Das Interview

Fragen zur Teilnahme bei GNTM

Zuerst möchte ich erfahren, wie Du heute auf die Zeit bei GNTM zurückblickst.

„Ich blicke prinzipiell positiv auf meine GNTM-Zeit zurück. Ich bin aber auch der Ansicht, dass ich Teil der besten Staffel war. Wir haben, in meinen Augen, eine sehr besondere Staffel und Ära von GNTM genossen.“

Mit welcher Erwartungshaltung hast Du Dich damals beworben?
Heute ist es seltener der Fall, dass ernsthafte Modelkarrieren angestrebt werden.
Wie war es bei Dir?

Wie würdest Du das Verhältnis zwischen Modeln und Unterhaltung in Deiner Staffel beschreiben? Und wie siehst Du das Verhältnis heute (sofern Du die Show noch schaust)?

„Ich habe mich damals mit eher niedrigen Erwartungen beworben. Im besten Fall habe ich mir erhofft, dadurch von seriösen Agenturen wahrgenommen zu werden und vielleicht etwas Außergewöhnliches zu erleben, zu dem man sonst als normaler Mensch einfach keinen Zugang hat. Das war alles eher locker für mich, ganz nach dem Motto: „Ich schaue mal, was dabei herauskommt“.

In meiner Staffel hat man sich sehr bemüht ein realistisches Bild der Modebranche zu simulieren. Das ist einer der Gründe, warum meine Staffel, nicht nur für mich, als eine der besten Staffeln gilt. Dennoch kann man nicht sagen, dass GNTM einen großartig auf eine ernsthafte Modelkarriere vorbereitet hätte. Für mein Empfinden sind wir nicht übermäßig für Unterhaltung ausgenutzt worden wie in anderen Staffeln, aber man muss auch ganz klar sagen, dass GNTM ein Unterhaltungsformat für ein Publikum ist, das äußerst verschobene Vorstellungen von der Modewelt hat.

Man kommt also, vor dem Zuschauer, mit vielem davon. Das Ganze ist ein Geben und Nehmen und damit muss man rechnen und muss das auch so hinnehmen, bis zu einem gewissen Grad. Ich finde, sie haben in unserer Staffel eine außergewöhnlich gute Balance gefunden bzw. mussten diese Balance so akzeptieren. Heutzutage sieht das deutlich anders aus. Staffel 12 (2017) war die letzte, die ich gesehen habe, und zwar genau aus diesem Grund. Ich habe es einfach nicht mehr ertragen was daraus geworden ist.“   

Die Show hat sich in der Zwischenzeit doch sehr verändert. Besonders die Kritik von Lijana aus der 15. Staffel (2020) hat eine große Welle der Kritik an der Glaubwürdigkeit und der moralischen Vertretbarkeit losgetreten. Die genaue Kritik sowie meine Meinung könnt ihr hier nachlesen. Es haben sich hier auch viele ehemalige Kandidatinnen zu Wort gemeldet. Wie stehst Du zu den Vorwürfen und der Kritik an der Show?

 „Ich kann die Kritik an GNTM sehr gut nachvollziehen. Diese Probleme haben schon immer existiert und sind über die Jahre wahrscheinlich auf die Spitze getrieben worden. Glaubwürdigkeit hätte die Show nie haben dürfen, denn am Ende des Tages darf man nie vergessen, dass es sich um eine reine Unterhaltungssendung handelt. Ich habe öfters mal das Argument gehört, dass Kandidatinnen doch wüssten, worauf sie sich einlassen und deshalb wäre das ja eine Entscheidung, die man aus freien Stücken trifft und damit ist dann automatisch alles moralisch vertretbar (aus Sicht des Senders/ der Produktion). Das ist ein extrem flaches und subversives Argument, denn es entspricht erstens nicht der Realität und zweitens untergräbt es die Glaubwürdigkeit und Selbstbestimmung der Kandidatinnen auf eine perfide Weise. Damit wird dem Zuschauer auf unterbewusster, emotionaler Ebene suggeriert, dass die Kandidatinnen selbst Schuld seien. Das nennt man umgangssprachlich auch „victim blaming“ (Täter-Opfer-Umkehr).

Solche Aussagen eliminieren sämtliche Verantwortung, die der Sender/ die Produktion de facto, gegenüber seinen, oft noch minderjährigen, Kandidatinnen hat. Als jemand der Teil davon war, kann ich Dir versichern, dass niemand sich zureichend vorstellen kann wie es hinter den Kulissen abläuft. Ich habe natürlich absolut erwartet, dass die Dinge nicht so sind, wie man sie als Zuschauer wahrnimmt, aber man hat schlicht und ergreifend keine Vorstellung davon, was das tatsächlich bedeutet. Man geht z.B. nicht grundsätzlich davon aus, dass man ständig aus allen möglichen Gründen angelogen wird.

GNTM ist ein zweischneidiges Schwert. Vieles kommt sehr auf das Individuum an. Man kann aber nicht rechtmäßig erwarten, dass der Großteil der Kandidatinnen konstant kritisch über das nachdenkt, was da gerade passiert und genau darauf wird natürlich auch gebaut. Es muss Raum für absolut verdiente Kritik geben. Das bedeutet für mich nicht, dass GNTM verboten gehört. Die Wahrheit ist, es wird für immer Menschen geben, die die Wahrheit nicht hören wollen. Egal wie es dort zugeht, es wird immer Menschen geben, die trotzdem daran teilhaben möchten. Auch wenn das, in meiner persönlichen Meinung, der Gesellschaft, dem Geschlecht und dem Beruf schadet, muss deren Recht dazu erhalten bleiben.

Auch wenn es mir nicht gefällt (und das beziehe ich nur auf GNTM heutzutage, nicht zu meinen Zeiten): Wer bin ich, um jemandem zu verbieten, an einem (heutzutage) niveaulosen, ausbeuterischen Format teilzunehmen?“

Du hast es bis ins große Live-Finale geschafft und warst daher wirklich bis zum Ende mit dabei. Welches Shooting hat dir am besten bzw. am wenigsten gefallen?

„Manche Bilder fand ich toll, obwohl ich das Shooting gar nicht genossen habe und umgekehrt. Wenn ich rein nach den Bildern gehe, dann ist das mit den Kindern bzw. der Farbe und das mit den Spinnen mein Favorit. Wobei das mit den Kindern auch wahnsinnig Spaß gemacht hat, während das mit den Spinnen absoluter Horror für mich war. Ich schätze also, alles in allem, war das Set mit den Kindern mein Favorit!“

Ivana hat hier ihr ganz persönliches Ranking der Bilder mit mir geteilt. Da sie bis zum Ende Teil der Show war, standen hier 13 Bilder zur Auswahl. Sie konnte im Ranking bis zu zehn Sterne pro Bild vergeben und diese sieben Bilder erhielten die besten Bewertungen.

   

Die Shootings bei GNTM sind natürlich immer sehr spektakulär, da sie auch schlicht und ergreifend unterhalten sollen. Gibt es auch nur ein Bild aus der GNTM-Zeit, was für einige Zeit in deiner Modelmappe zu finden war?     

„Es gibt tatsächlich kein einziges Bild aus der GNTM-Zeit, das es in meine echte Modelmappe geschafft hat. Richtige Portfolios haben mit GNTM Bildern nichts gemein. Ich möchte aber dazusagen, dass GNTM-Shootings dafür ungemein mehr Spaß machen als echte Shootings, weil sie eben so aufbrausend und spektakulär sind.“

Wenn ich an Deinen Einzug ins Finale denke und wie emotional Du reagiert hast, bekomme ich jedes Mal Gänsehaut – An welchen Moment erinnerst Du Dich am liebsten zurück?  

Ivanas Einzug ins Finale

„Awww, das ist ja süß. Ich glaube, viele waren irgendwie geschockt, dass das ausgerechnet von mir kam. Ich habe weniger explizite Momente, an die ich mich am liebsten zurückerinnere, es waren mehr die Beziehungen, die man da geschmiedet hat, die ganze Achterbahnfahrt an sich und Umstände wie z.B. die echten Victoria’s Secret Flügel, die wir tragen durften. Wobei der Moment, als mir mitgeteilt wurde, dass ich im Finale bin, schon sehr besonders war. Nicht, weil es darum ging, dass ich im Finale bin, sondern wegen dieses emotionalen Austausches zwischen Wolfgang (Joop – Juror) und Thomas (Hayo – Juror). Wir haben zusammen gelitten und sie haben sich beide wirklich zutiefst für mich gefreut.“

Gibt es im Gegensatz dazu ein Moment, an den Du überhaupt nicht gerne zurückdenkst? Wenn ja, wieso?    

„Es gibt sicherlich viele Momente, an die ich mich nicht gerne zurückerinnere. Gerade fallen mir eher wenige wieder ein – Hahaha! Diese Situation mit dem Shooting am Strand und dem Male Model ist schon sehr überzogen gewesen, zumal so vieles, nicht nur im Bezug auf mich, in dieser Folge völlig gelogen war.

Man hat sich öfter mal missverstanden oder verletzt gefühlt. Ich bin aber auch jemand, der seine Emotionen kontrolliert und nicht sehr nachtragend ist. Generell würde ich sagen, dass vieles davon einfach an meinem jungen Alter lag und der Tatsache geschuldet war, dass ich an einem sehr schwierigen Punkt in meinem Leben war. Ich kam zuvor aus einem abusive environment (dt. missbräuchliche Umgebung) und lag das Jahr zuvor vor Schmerzen paralysiert im Bett.“

Innerhalb der Staffel konntest Du drei Laufstegjobs bekommen. Wurdest Du für diese Jobs bezahlt?  

„Sämtliche Laufstegjobs, innerhalb der Sendung, sind nicht vergütet worden.“ 

Einer der Jobs war auch die Wunderkind-Show von Wolfgang Joop in Paris. Heute gibt es das Label so nicht mehr. Lediglich in Kooperation mit dem nachhaltigen Label hessnatur tritt der Name noch in der Öffentlichkeit auf. Du warst sogar in der großen ZDF-Doku „Die Joop-Story“ von Annebeth Jacobsen und Manfred Oldenburg zusehen, um aus erster Hand über den Designer zu sprechen.

Wie eng bist Du heute noch mit Wolfgang Joop verbunden? Möchtest Du den Leser*innen etwas über diese besondere Beziehung erzählen?

Wolfgang und ich haben uns einfach gefunden, ohne gesucht zu haben. Es hat einfach von der ersten Sekunde an geklickt (man erinnere sich an den „Dein Kopf ist zu groß“-Moment und damit war das Eis gebrochen).“ Diese Szene wird während des Einzugs ins Finale, im obigen Video von 1:58 bis 2:08 gezeigt.

„Ich habe in ihm jemanden gesehen, der viel Glaubwürdigkeit, echte Erfahrung und Respekt inne trägt und ich schätze, er hat in mir schlicht das gesehen, was er sich von einem Fashion Model wünscht. Mal ganz davon abgesehen, dass es menschlich sehr gut gepasst hat. Ich hatte das Privileg, immer wieder von ihm gebucht zu werden und es war mir jedes Mal eine Freude, denn es war immer wie ein Nachmittag mit Freunden und Familie.

Ich bekomme auch noch immer mal wieder eines seine neuen Bücher zugeschickt oder ein Kleidungsstück etc. Es wird also tatsächlich noch an mich gedacht und das freut mich natürlich sehr. Wolfgang ist ein sehr besonderer Mensch, ein Unikat. Er, als Person ist sehr provokativ, genial, kreativ und eigensinnig. All das, was einen wahren Visionär ausmacht. Er kann gleichzeitig aber auch sehr warm und herzlich und so nahbar sein. Diese Ehre lässt er zwar nicht jedem zuteilwerden, aber ich persönlich durfte ihn von Anfang an auf dieser Ebene kennenlernen. 

Er ist schlichtweg ein voll entwickelter Mensch, was bedeutet, dass er intelligente Konversationen führen kann und sich echte Emotionen bewahrt hat. Ich weiß, dass viele sich jetzt denken werden, was soll das heißen? Wer ist denn kein voll entwickelter Mensch? Die Antwort darauf, findet Ihr, wenn ihr euch mal genau in der heutigen Welt umseht. Wie viele von diesen Menschen, denen ihr täglich über den Weg lauft, denken aktiv über irgendetwas nach? Wie viele erfüllende Gespräche habt ihr in letzter Zeit mit euren Mitmenschen gehabt?“

Fragen zur Zeit nach GNTM

Im großen Live-Finale bist Du im Juni 2014 ausgeschieden und hast damit den dritten Platz belegt. Wie überraschend war für Dich Dein Ausscheiden und natürlich auch der Sieg von Stefanie Giesinger?  

„Mein Ausscheiden war für mich nicht überraschend. Ich habe die gesamte Woche offen gesagt, dass Stefanie gewinnen wird. Damit kommentiere ich nicht, wie gerechtfertigt dieser Sieg war, sondern einfach die Tatsache, dass es sich in den Generalproben abgezeichnet hat. Deshalb konnte ich auch in folgenden Jahren akkurat Gewinnerinnen vorhersagen, und das konnte auch jeder, der vor Ort war.“     

Vorerst warst Du bei OneEins Management, der Modelagentur von Günther Klum, unter Vertrag. Wie waren hier Deine Erfahrungen?

„Da muss ich mir glatt das Lachen verkneifen. OneEins ist eine sad excuse für eine „Agentur“ (man verzeihe mir mein Denglish). Unser Vertrag war sittenwidrig und ich habe definitiv keine positiven Erfahrungen mit dieser „Agentur“ gemacht.“  

Wie ging es weiter? Wurdest Du von Agenturen angesprochen oder hast Du Dich beworben?
Und wie schwer war es mit dieser GNTM-Vergangenheit eine Agentur zu finden? Kam es jemals oder sogar häufig zur Sprache?
Wie waren hier die Unterschiede zwischen deutschen und internationalen Agenturen?

„Ich bin unverzüglich von Agenturen angesprochen worden und konnte mich dann entscheiden. Prinzipiell ist eine GNTM Vergangenheit irrelevant, solange man reales Modelpotenzial hat. Die Diskrepanz entsteht nur, weil manche glauben, dass sie automatisch mit der Teilnahme an diesem Format, zertifiziert erwähntes Potenzial haben. Dem ist nicht so und das bekommen sie dann auch zu spüren. In meinem Fall sind meine Deutschen Agenturen durch GNTM auf mich aufmerksam geworden und dementsprechend war das für sie auf persönlicher Ebene interessanter Konversationsstoff.

Beruflich war das irrelevant und ich bin so auch gar nicht präsentiert worden. Die Auslandsagenturen haben davon nur zufällig im Nachhinein erfahren. An diesem Punkt war ich aber schon erfolgreich im Ausland und es wäre offensichtlich auch egal gewesen, weil mich niemand unter Vertrag genommen hätte, wenn sie nicht an mich geglaubt hätten, unabhängig von GNTM. Es war höchstens mal interessant privat darüber zu sprechen und all den Gossip loszuwerden.“

Wie viele mitbekommen haben, konntest Du sehr schnell Fuß in der internationalen Modebranche fassen – Jobs bei Dior, Just Cavalli, Vivienne Westwood waren nur der Anfang. Spielten Deine Anfänge bei GNTM in diesem internationalen Umfeld eine Rolle? Wenn ja, wie groß war diese?  

„Meine Anfänge bei GNTM haben absolut gar keine Rolle im internationalen Umfeld gespielt. Niemand wusste, dass ich daran teilgenommen habe und selbst wenn, ist das nichts, womit ein seriöses Label in Verbindung gebracht werden möchte. Unabhängig vom Individuum ist GNTM eher ein Kontraindikator in der relevanten Modewelt.“

Welcher Deiner bisherigen Jobs macht Dich besonders stolz und warum?
   
„Stolz ist ein sehr schwerwiegendes Wort für mich in diesem Zusammenhang. Ich bin auf nichts davon ausgesprochen stolz, weil meine Prioritäten im Leben einfach anders liegen. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich sagen Dior war schon erwähnenswert, einfach aufgrund der Tatsache, dass es eine der zwei prestigereichsten Shows auf diesem Planeten ist. Ein Uneingeweihter kann sich nicht vorstellen, gegen wie viele Mitbewerber man sich da durchgesetzt hat.

Ich bin eher stolz auf individuelles Feedback, das ich von unvorstellbar einflussreichen und legendären Persönlichkeiten erhalten habe, denn das ist nicht die Norm. Diese Menschen haben es nicht nötig jemandem Komplimente zu machen oder Dinge zu sagen, die sie so nicht wirklich empfinden. Sie sind an der absoluten Spitze und profitieren nicht davon nett zu jemandem zu sein oder ihnen zu erzählen sie seien besonders. Solche Momente sind ein wahrer Ritterschlag und das ist auch das Einzige, was meinen Ansprüchen an Stolz entspricht.“

Und welche Jobs stehen noch auf Deiner Bucket List?  

„Ich habe sehr schnell aufgehört eine Bucket List und damit „Wunschjobs“ zu haben, als ich ein Casting für meinen absoluten Traumjob hatte und die Casting-Direktorin mich einfach absolut nicht mochte – Hahaha! Ich habe extrem selten direkte Ablehnung in diesem Beruf erfahren, was sehr selten und damit ein absolutes Privileg ist, aber das war einer dieser Momente. Da habe ich gemerkt, dass ich das, was ich persönlich gerne hätte, nicht bekommen werde und damit war die Sache dann auch für mich gegessen. Ich hänge dem Ganzen nicht nach, such is life.“ 

Und wie verhielt es sich im deutschen Modemarkt? So bist Du beispielsweise für Marc Cain in Berlin gelaufen – War hier die GNTM-Vergangenheit von Bedeutung?    

„Ich habe nie offiziell an der Berliner Fashion Week teilgenommen. Soll heißen ich bin nie auf Castings gegangen, mit der Absicht dort Laufstegjobs zu ergattern. Marc Cain war ein Direct-Booking und ich bin auch nur dafür dort gewesen. Ich kann nicht für Marc Cain bzw. den Casting-Direktor sprechen, aber ich glaube nicht, dass sie wussten, dass ich bei GNTM war. Das war zu dem Zeitpunkt ja doch ewig her, aber ich weiß es nicht mit Sicherheit.“ 

Bei all diesen Castings: Wie sehr haben Dir die Erfahrungen bei der Show geholfen Dich bei diesen Situationen zu behaupten?    

„GNTM hat mir in dieser Hinsicht überhaupt nicht geholfen. Das ist etwas, das man einfach in sich hat oder eben nicht. Das zehnte Mal zwischen 1000 Mitbewerbern zu stehen ist nicht angenehmer, als das Erste mal, wenn Du verstehst, was ich meine.“

Du warst auch bei „let‘s face reality“ zu sehen. Hier wurdest Du in London während der Fashion Week begleitet. Wie wird eine Begleitung mit der Kamera von den Labels aufgenommen?  

Ein Teil der „let’s face reality“ Reihe mit Ivana

„Diese Frage lässt mich schmunzeln, denn LFR (Let’s face reality) hat bereits ein Jahr zuvor versucht mich zu begleiten, damals in Paris. Ich habe Ihnen vorab gesagt, dass sie die Labels nicht kontaktieren sollen und nicht um Aufnahmeerlaubnis bitten sollen, denn diese werden sie nicht bekommen.

Mein Rat ist auf taube Ohren gestoßen und sie haben folglich keine Erlaubnis erteilt bekommen und damit ist das Ganze ins Wasser gefallen. Im Jahr darauf haben sie dann aus Ihren Fehlern gelernt und sind einfach auf eigene Faust mitgekommen und haben eben gefilmt was sie filmen konnten, ohne dass es jemand großartig mitbekommen hat. Das Fernsehen leidet grundsätzlich unter der Illusion, dass sie jemand, in der echten Modewelt und dem Prestige, welches damit einhergeht, haben will.“

Anders, als viele ehemalige Kandidatinnen bist du bisher äußerst selten bis gar nicht als Influencerin aufgetreten. Ist das eine bewusste Entscheidung gewesen?  

„Das ist in der Tat eine bewusste Entscheidung gewesen. Ich war nicht gewillt, mich mit allem assoziieren zu lassen, womit man Influencer eben assoziiert. Es hat einen Grund, warum sie sich alle gerne als „Model“ betiteln. Sie wollen alle das Ansehen, ohne die Opfer dafür zu bringen, sprich sie wollen alle den kurzzeitigen finanziellen Profit, aber gleichzeitig wollen sie nicht so wahrgenommen werden. Ich habe absichtlich keine Zahnpasta und Waschmittelwerbung gemacht, zu meinem finanziellen Nachteil, aber das war es mir wert. Das ist auch der Grund, warum ich gezielt von gehobeneren Labels Kooperationsanfragen bekomme, denn diese wollen einfach ein anderes Image von sich selbst vermitteln. 

Letztes Jahr bin ich dann ganz von der Bildfläche verschwunden, denn ich habe jetzt seit über einem Jahr massivste chronische Schmerzen. Die hatte ich zwar schon seit ich 16 bin, aber seit letztem Jahr hat es Ausmaße angenommen, die einfach nicht mehr tragbar sind.“

Dann wünsche ich Gute Besserung! Gibt es noch weitere Themen, die Du ansprechen möchtest?  
 
„Es gibt tatsächlich ein Thema, zu dem ich mich einmal offiziell äußern möchte. Das wird für Dich wahrscheinlich super random sein, aber here goes nothing: 

Ich war mal am Tag nach dem Finale der 12. Staffel GNTM in Düsseldorf, für Wolfgang Joops Launch von seinem neuen Label „LOOKS“ gebucht. Ich bin sehr früh morgens aus Frankfurt angereist und hatte unerträgliche Migräne und musste mich ununterbrochen übergeben. Ich wusste aber, dass das für Wolfgang wichtig war und er so kurzfristig auch niemanden mehr bekommen hätte, den er da hätte, haben wollen. Also habe ich mich trotzdem dahin gequält. Das ging nun den gesamten Tag so. Es wollte einfach nicht aufhören. Das gesamte Team hat den ganzen Tag alles getan, um mir zu helfen. Ich saß ungelogen im Hair & Make-up Stuhl und musste alle fünf bis zehn Minuten ins Bad rennen.

Als ich fertig war, hatten wir noch ca. zwei Stunden, bis das Event losging. Wolfgang und sein Mann, haben mir in dieser Zeit freundlicherweise ihr eigenes Bett in ihrem Hotelzimmer zur Verfügung gestellt, damit ich mich dort ausruhen kann, um irgendwie klarzukommen, bis es losgeht und ich funktionieren muss. Ich lag schon im Bett, als uns allen eingefallen ist, dass wir noch keine Bilder für Social Media gemacht haben. Wolfgang ist schnell ins Bett gesprungen, damit ich nicht nochmal aufstehen muss, hat mich umarmt und schnell zwei Bilder für Instagram geschossen, um mich nicht weiter zu quälen und ist wieder gegangen. Das war also das einzige Bild, was er hatte, um es vor dem Event posten zu können, als Teaser. Als er es dann gepostet hat, waren einige verwirrt, warum wir zusammen im Bett sind und ob ich nicht mit Wolfgang schlafe. Ich möchte einfach nur ein mal Nein dazu sagen. Das hat mich schon ganz schön angepisst, um ehrlich zu sein. Aber ich verstehe auch, wie jemand zu diesem Schluss kommt, ohne weiteren Kontext, hier also der Kontext – Haha!“

Ich danke Dir, Ivana, für die Offenheit und die äußerst angenehme Korrespondenz!

Hinterlasse einen Kommentar