,

Bahar Kizil über Monrose & ihre Solokarriere

Seit 2013 ist Bahar Kizil als Solokünstlerin unterwegs, 2015 veröffentlichte Sie ihr erstes Album „Bullets of Love“ und 2024 kamen bereits die beiden Songs „Sternschnuppen“ und „They Said“ heraus. Ein neuer Sound, eine tiefgründige Message – Bahar ist in der Öffentlichkeit erwachsen geworden und diese Reife spiegelt sich auch in ihrer Musik wider.

Eine Live Version des Songs „They Said“, die Bahar auf ihrem YouTube Kanal veröffentlichte.

Die Anfänge

Im zarten Alter von 17 Jahren bewarb sich Bahar bei der ProSieben-Show Popstars. Das große Thema war „Neue Engel braucht das Land!“ und spielte damit auf die NoAngels an, die sich 2003 aufgelöst hatten.

Bahar war anfangs der Staffel eher unscheinbar. Je kleiner der Kreis der Kandidatinnen jedoch wurde, desto mehr Aufmerksamkeit wurde ihr zuteil. Sie fiel durch ihre konstante Leistung auf und schaffte es schließlich ins Finale. Im großen Live Finale im November 2006 wurde die Band Monrose gekürt.

Senna Gammour, Mandy Capristo und Bahar Kizil waren von nun an Monrose. Die Sieger-Single „Shame“ sowie das Album „Temptation“ gingen direkt auf die 1 der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Charts. Es war das Jahrzehnt der Castingshows und der hohe Einstieg in den Charts war daher keine große Überraschung. Besonders da die Quoten dieser Popstars-Staffel außerordentlich hoch waren, wodurch das Interesse und die Bekanntheit keine Überraschung darstellten.

Monrose am Abend des Finales 2006: v.l.n.r. Mandy Capristo, Senna Gammour & Bahar Kizil

Die große Frage ist immer, wie es dann mit den Bands weitergeht, denn viele sind nach den anfänglichen Erfolgen wieder in der Versenkung verschwunden. Doch bei Monrose war es anders. Mit „Hot Summer“ schafften es die drei erneut auf den ersten Platz der Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vier Alben und einige Hits später trennte sich die Band im Jahr 2011. Wie es dann für Bahar weiterging, lest ihr im folgenden Interview.

Das Interview

Die Anfänge

Vielen Dank, liebe Bahar, dass Du einem Interview zugestimmt hast. Zuerst würde ich ganz an den Anfang gehen: Wie bist Du zur Musik gekommen bzw. welche Rolle spielte Musik in Deiner Kindheit/Deiner Familie?

„Ich habe sehr früh mit dem Tanzen angefangen – im Alter von vier Jahren mit Ballett. Und dann mit zehn hatte ich meine ersten Gesangsstunden und mit elf meine ersten Bands. Meine Eltern als auch mein Onkel hatten einen großen positiven Einfluss darauf. Nichts Erzwungenes. Ganz im Gegenteil, Musik war von Anfang an da. Dass ich wirklich wusste, dass ich Sängerin werden möchte, ergab sich mit zehn, als ich die ersten Musikvideo-Clips gesehen habe. Besonders Mariah Carey in „Heartbreaker“.“

Im Alter von 17 Jahren hast Du Dich bei der ProSieben Show Popstars beworben? Wie kam es dazu? Und wie hat Dein soziales Umfeld diesen Schritt bewertet?

„Ehrlich gesagt, war es ein Zufall. Ich hatte ICQ genutzt und mit einer Freundin gechattet, als der ProSieben Flyer der Popstars Casting Ausschreibung auf dem Bildschirm auftauchte. Ich habe meiner Gesangslehrerin davon erzählt und sie war eher der Indikator dafür, dass ich mich beworben habe, um Erfahrungen zu sammeln.“

Wie erging es Dir innerhalb des Wettbewerbs? Hier wurde ja durch die kürzlich veröffentlichte Podcast Folge von Senna bekannt, dass Deine Mitstreiterinnen Dir besonders gegen Ende des Wettbewerbs einige Steine in den Weg legten.

„Der Wettbewerb war bereichernd, lehrreich, ein Unikat für sich, aber auch wahnsinnig anstrengend. Die Bedingungen sind hart und nichts für schwache Nerven – Sowohl unter den Mitstreiterinnen, was fast schon normal ist, weil die Nerven nach so einer intensiven Zeit schnell blank liegen und dann auch unschöne Charakterzüge zum Vorschein kommen – als auch die Vorgaben der Produktion. Es war eine sehr intensive Zeit, in der man von der Außenwelt wie abgeschirmt war. Ich war fast die gesamte Zeit der Show krank, weil mein Immunsystem und mein Kopf sich nicht erholen konnten.

Ich denke, das hat sich bei jeder von uns anders ausgewirkt. Dennoch hat es mich viel gelehrt und es hat mir umso mehr gezeigt, was für ein Typ Mensch ich bin und dass ich das möchte. Ich bin bereit hart dafür zu arbeiten und das zieht sich bis heute, wie ein roter Faden, durch mein Leben. Ich würde es also nicht missen wollen.“

Wann kam Dir der Gedanke, dass Du tatsächlich gewinnen könntest das erste Mal in den Sinn?

„So richtig sicher war ich mir nie. Wahrscheinlich aber am ehesten, als ich das erste Mal groß auf dem BRAVO Cover abgelichtet wurde.“

Bahar auf dem Cover der Bravo im November 2006

Im November 2006 wurde die Band Monrose gegründet und Du warst neben Mandy Capristo und Senna Gammour ein Teil der Band: Herzlichen Glückwunsch! Wie denkst Du heute über das Finale nach? Wie hast Du Dich gefühlt? Wie hat Dein soziales Umfeld reagiert?

„Der Tag der Finalshow hat sich ins Endlose gezogen, weil ich es kaum abwarten konnte endlich zu wissen, was eigentlich Sache ist. Die Nerven lagen blank und mir war einfach durchgehend schlecht. Aber ich hatte mich so unglaublich auf meine Solo-Performance mit der Feeling Good-Nummer von
Michael Bublé gefreut, dass ich mich eigentlich nur noch darauf konzentriert hatte erfolgreich zu performen.

Die Entscheidung Teil der Band zu sein hat mir dann endlich das Gewicht von den Schultern genommen. Es war erleichternd. Natürlich war ich unendlich glücklich gewonnen zu haben, aber vor allem war ich erleichtert, endlich zu wissen, was Sache ist. Meine damalige Band „Sand am Meer“ und meine Familie waren da. Das war das soziale Umfeld, welches mir durch die Staffel hinweg zur Seite stand und über ihre Anwesenheit war ich sehr glücklich. Ich denke umgekehrt genauso. Sie haben sich natürlich für mich gefreut, sie haben mitgefiebert.“

Bevor wir das Kapitel Monrose abschließen, würde ich Dich bitten einige Looks zu bewerten:

  • Cover der Sieger Single "Shame" aus dem Jahr 2006

Die Auflösung & die Solokarrieren

Im Frühjahr 2011 hat sich Monrose aufgelöst. Hierfür steht besonders euer letzter Song „Breathe You In“ – Wie geht es Dir, wenn Du Dir heute das Video zu „Breathe You In“ ansiehst?

„Ehrlich gesagt, habe ich das Video danach kaum geschaut. Ich denke, da gab es schönere Videos.“

Welcher Monrose Song und welches Musikvideo zählt heute noch zu deinen Highlights?

„Definitiv „Like A Lady“.“

Das offizielle Musikvideo zu „Like A Lady“ aus dem Jahr 2010.

2013 folgte deine erste Solo-Single: „Drank“. Wie war es für Dich zum ersten Mal allein Musik zu veröffentlichen?

„Aufregend und es hat sich so 100%ig richtig angefühlt. Ich hatte zur Anfangszeit auch ein sehr gut aufgestelltes Team. Ich hatte endlich das Gefühl, selbst wieder kreativ sein zu dürfen. Bei Monrose wurde ja alles für uns gemacht. Ist auch schön, aber die eigene künstlerische Kreativität schläft dabei ein.“

2015 folgte Dein Album „Bullets Of Love” – Wie läuft die Arbeit an einem Album ab? Und wie unterscheidet sich ein Soloalbum zu einem Bandalbum?

„Ich denke im Großen und Ganzen ist das ein und dasselbe. Man geht ins Studio und arbeitet an Songs. Es gibt Unterschiede, da man allein einen ganzen Song füllen muss. Das ist ja das faszinierende an Girl- und Boy- Bands, dass jeder wechselnde Passagenabschnitt eines Songs eine neue Welt aufmacht und anders klingt. Das wertet einen Song natürlich unnormal auf!

Dennoch war der Unterschied von Monrose Album Aufnahmen zu meinem Solo Album eine Gratwanderung und auch eine, für mich persönlich, bessere. Das hat nichts mit Band oder Solo zu tun, sondern damit, dass die Strukturen bei Monrose so groß waren, dass wir nie an Songs mitwirkten bzw. selbst schreiben konnten. Diese Zeit war einfach nie gegeben. Bei meinem Soloalbum war das was anderes. Da durfte ich mitwirken, mitschreiben, mitentwickeln.“

Seit 2020 bist du nun auch auf Deutsch unterwegs: Was sind die Hauptgründe für den Switch von Englischer zu Deutscher Musik?

„Anfangs wollte ich nicht switchen. Ich liebe es auf Englisch zu singen. Doch alle, wirklich alle, lagen mir in den Ohren. Sing auf Deutsch, sing Deutsch – Hahaha! Irgendwann hab ich es gewagt und heute fühlt es sich sehr richtig an. Es ist irgendwie nahbarer.“

2024 hast Du bereits die beiden Songs „They Said“ und „Sternschnuppen“ veröffentlicht. Magst Du den Leser*innen erzählen, worum in den Songs geht?

„Bei „They Said“, meine erste Single in diesem Jahr, zähle ich die meisten meiner Trigger Punkte auf, wenn es darum geht, wie die allgemeine Gesellschaft sich an diversen Schubladendenken bedient. Wie z.B., dass Curvy sein total angesagt ist, doch nur dann, wenn der Bauch flach ist. Dass man es gefühlt niemandem recht machen kann und auch nicht sollte. Es geht in dem Song definitiv nicht darum, dass ich mich jeden Tag feiere und toll finde. Es geht nur darum, dass mein ICH, meine Äußerlichkeiten, meine Art, was ich mag oder nicht, niemanden etwas angehen – es ist nur mein eigenes Business.

Sternschnuppen hingegen ist ein Feel Good – Spring Vibez Song. Es geht nur darum, dass ich einfach nicht der klassische Partygänger Mensch bin, dass ich lieber auf ein Dach gehe, Sternschnuppen suche und vielleicht in einer netten Begleitung bin.“

Du bist bei Deiner Musik auch als Songwriterin tätig, wie Du bereits erwähnt hast. Wie gehst Du diesen Prozess an?

„Mittlerweile hab ich meine festen Writer mit denen ich sehr gerne arbeite. Ich fühle Musik immer durch Melodien und so fange ich auch an. Wenn ich einen Beat, ein Instrument höre gehe ich mit meiner Stimme drauf und kreiere eine Melodie, dadurch entsteht eine Mood Richtung. Dann erschließt sich schnell worüber wir schreiben wollen. Ich betone hier ganz bewusst WIR, denn die meisten Artists sagen immer ich, ich, ich, aber wenn wir ehrlich sind, schreiben die wenigsten Artists ihre Songs zu 100% selbst, bzw. alleine.“

Ich habe den Eindruck, dass es aktuell in der Deutschen Medienlandschaft weniger Platz für nationale Musiker*innen gibt. Viva, The Dome, Comet gibt es nicht mehr und auch diese großen Samstagabendshows wie „Wetten, dass…“, „Schlag den Raab“ etc. gibt es heute auch seltener und auch nicht mehr mit derselben medialen Wirkung und Aufmerksamkeit.

Wie ist deine Einschätzung hier? Und welche Strategie hat sich hier für Dich bewährt?
Wie hast Du die mediale Aufmerksamkeit nach der Teilnahme an Shows wie „Promi Shopping Queen“ oder auch „Dance Dance Dance“ empfunden?

„Diese Entwicklung ist meiner Meinung nach sehr traurig. Durch die Abnahme dieser Shows, als auch Musikmagazinen etc. findet ein stetiger Abbau statt – sowohl in der Industrie als auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Das heißt, dass man als Artist es super schwer hat in der öffentlichen PR Welt musikalisch stattzufinden. Talksendungen, Magazine, Blogs etc. sprechen kaum mehr über die Musik, es muss immer ein persönlicher Aufhänger der Hauptkern der Unterhaltung sein und Musik findet dann vielleicht fünf bis zehn Prozent statt. Das macht natürlich auch was mit uns Konsument*innen. Musik findet eigentlich nur noch im Radio, durch das Streamen oder als Hintergrundsound in irgendwelchen TikToks und Reels statt. Ich will die Entwicklung nicht nur schlecht reden. Ich denke, dass Social Media uns heute Möglichkeiten bietet, die wir früher nicht hatten. Aber dadurch entsteht auch eine Übersättigung des Marktes und Musik wird mittlerweile in den häufigsten Fällen als etwas Selbstverständliches, Kostenfreies und extrem Vergängliches wahrgenommen.

Ich habe für mich noch nicht die eine Strategie gefunden, außer zu versuchen alle Kanäle zu bedienen, vielseitig zu sein und nicht aufzugeben. Die mediale Aufmerksamkeit zur Show „Dance Dance Dance“ war natürlich groß. Da ist drumherum viel passiert. TV hat halt immer noch eine große Wirkung!“

Apropos Medien: Wie stehst du der Arbeit von GalerieArschgeweih gegenüber?

„Ich liebe es. Punkt aus. Wirklich – 100% Liebe für diesen Kanal.“

Kannst Du uns schon einen kleinen Ausblick geben, worauf sich Deine Fans freuen dürfen? Dein letztes Album kam im Jahr 2015 heraus. Ich werde nun die Fragen aller Fragen stellen: Wird es ein neues Album geben?

Am 10.5. kommt meine neue Single. Darauf könnt ihr euch freuen und auch darauf, dass jeden Monat ein Song kommen wird. Im Sommer hab ich dann eine Überraschung. Kann aber leider noch nicht mehr verraten.

Wenn es ein neues Album geben wird, woraus können wir uns freuen? Wird es ausschließlich Deutsche Musik sein oder auch wieder Englische Musik geben? Und wird es neben der Musik noch andere Projekte geben? Deine ehemaligen Kolleginnen haben ja beispielsweise Bücher veröffentlicht oder waren auch in der Jury von diversen Castingshows zu finden, wird man von Dir ähnliches erwarten können?

„Es wird erst einmal bei Deutsch bleiben, aber was nicht ist, kann ja noch werden, wie man so schön sagt. Ich hab einige Projekte, die ich gern umsetzen möchte, aber das ist leider noch nicht spruchreif.“

Wenn Du Deine Karriere bisher reflektierst, welche Schritte würdest Du nicht mehr so machen und welche Schritte würdest Du genauso wieder machen?

„Ich würde wahrscheinlich bei der Wahl der Menschen mit denen ich hier und da mal gearbeitet habe, die ein oder andere Person überdenken. Auf der anderen Seite habe ich daraus viel gelernt. Wenn auch auf die harte Weise.“

Ich habe auch hier zehn Styling/Fashion Highlights deiner Solokarriere, bei denen ich gerne Deine heutige Einschätzung hören würde:

Liebe Bahar, ich danke Dir für Deine Zeit und Deine Offenheit. Für die Zukunft nur das Beste!

Hinterlasse einen Kommentar